Einstieg

Als ich am 15. November 2009 das Licht der virtuellen Welt meines zweiten Lebens erblickte, begrüßte mich auf der damals noch existierenden Help Island ein kleines Mädchen mit einer Flut bunter Partikel und beeilte sich festzustellen: "Schau mal, die habe ich selbst gemacht!" Es stellte sich heraus, dass sie eigentlich eine (im RL durchaus erwachsene) Mentorin war, die Newbies wie mir den Weg in diese neue, noch rätselhafte Welt erleichtern wollte.

Wir begannen ein langes Gespräch. Dabei erzählte sie mir, dass nicht nur all die wundersamen bunten Bauten um uns herum von Bewohnern wie uns erschaffen werden, sondern ihnen auch das entsprechende Leben eingehaucht wird. Zu diesem Zweck gebe es eine besondere Programmiersprache namens Linden Scripting Language (LSL). Noch war ich natürlich viel zu beschäftigt, mich in meinem noch sehr holzgeschnitzt wirkenden Startavatar halbwegs heimisch zu fühlen, so dass ich ihren Informationen nicht allzuviel Gewicht beimaß. Dennoch war es das erste Mal, dass ich von der Möglichkeit erfahren habe, hier selbst im wahrsten Wortsinne die Puppen tanzen zu lassen.

Doch ich und programmieren? Meine mathematischen Talente sind eher bescheiden und an Vorkenntnissen kann ich nur die Programmiersprache Basic aus meiner Schulzeit aufweisen, die mit LSL nicht mehr sehr viel gemeinsam hat. Zwar liegt mir logisches Denken und ich kann ganz gut in Abläufen denken, aber von moderneren Programmiersprachen wie C, C++, Java usw. habe ich eigentlich keine Ahnung. Kann und sollte man sich dann überhaupt an so etwas wie LSL heranwagen?

Die Antwort ist: Ja! Es lohnt sich, mit der LSL auseinanderzusetzen. Die Gründe dafür sind leicht bei der Hand:

Es sei gleich hier aber auch ganz ehrlich gesagt, dass es schon einige Zeit und Geduld braucht, um ein wirklich versierter Scripter zu werden. Und selbst dann, wenn man beginnt, sich in der noch etwas ungewohnten neuen Welt souverän bewegen zu können, wird es viele (halb-)professionelle Scripter im SL geben, mit denen man vielleicht niemals wird konkurrieren kann. Dazu kann ich nur sagen: Na und? Sei's drum! Im Vordergrund sollte beim Scripten wie bei anderen kreativen Tätigkeiten erst einmal die Lust am Lernen und Ausprobieren stehen. Alles andere wird sich irgendwie schon finden.

Die Tätigkeit des Scriptens lässt sich (zugegebenermaßen etwas dröge und abstrakt) als Kombination folgender grundlegenden Fertigkeiten beschreiben:

  1. Logik: Zerlegen einer Gesamtaufgabe in miteinander verbundene sinnvolle Schritte
  2. Vordefinierte Funktionen: In der LSL-Sprache bereits vorhandene Befehle zum Ausführen bestimmter Aufgaben
  3. Selbstdefinierte Funktionen: Ausführen derselben Abfolge von Befehlen an verschiedenen Stellen im Programm (in anderen Programmiersprachen in Anlehnung an das reale Leben "Routinen" genannt)
  4. Schleifen: Wiederholtes Ausführen einer bestimmen Anzahl logischer Schritte
  5. Operationen (Keine Sorge: Selbst bei vielen komplexeren Programmen meist nur mathematische Grundrechenarten oder logische Vergleiche!)
  6. Bedingungen: "Wenn-Dann-Beziehung" oder "Ausführen, solange eine Vorgabe zutrifft"

Das klingt alles wie Chinesisch für Euch? Das muss es gar nicht, denn solche Abläufe hat schon jeder x-mal in seinem Leben durchlaufen, der zum Beispiel mal ein Kochrezept umgesetzt hat. Und zu diesem Zweck kochen wir jetzt zusammen erst einmal einen Topf köstlicher Tomatensuppe: Das Kochrezept: Ein "Alltagsprogramm"

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